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Kaikoura - Marlborough - Nelson

Heute schreibe ich den 100. Eintrag in diesem Blog (bernhard.auslandsblog.de), der 2 Sommer, 2019 und 2020 beschreibt und bisher 2128 mal angeklickt wurde. Mein erster Blog von 2015 (bernhardiner.auslandsblog.de) mit 94 Einträgen wurde 6250 mal angeklickt und der Blog von 2017 (3innz.auslandsblog.de) mit 31 Einträgen 1653 mal. Das sind also 225 mal Blog schreiben  (nicht mitgezählt die unzähligen Male wo wegen technischer Probleme das Geschriebene weg war und ich noch mal von vorne anfangen konnte.) Und das alles wurde sage und schreibe 10031 - Zehntausendundeinunddreissig mal gelesen.

Ich danke allen Lesern ganz herzlich!!!

Nach einer komischen Nacht werde ich um 7 Uhr wach und fahre gegen 10 Uhr los. Zum letzten mal tanke ich das 98er Superbenzin, es hilft auch nicht. Ich werde in Nelson in die Werkstatt gehen und auch die Bremsen machen lassen. Der Himmel ist wolkenverhangen. Kurz hinter Christchurch an der Abfahrt Richtung Hanmer Springs reißt der Himmel auf und bestätigt mich in meiner Entscheidung, die Küstenstrasse über Kaikoura zu fahren. Nach Nelson kann man auch über die Alpen fahren. Die heißen Quellen von Hanmer sind eine echte Alternative bei schlechtem Wetter. Aber nicht heute. 

Und dann passiert mir etwas Lebensgefährliches. Ich dachte eigentlich, ich hätte meine Emotionen gut unter Kontrolle. Falsch gedacht.

Die Straße von Christchurch führt lange durch die weite Ebene, ist gut ausgebaut und hat oft eine extra Spur zum Überholen. Alles kein Problem und ich fahre auch gemütlich mit 90 durchs Land. Kurz vor Kaikoura kommt man durch die Berge. Bergauf gibt es auch Überholspuren und die Brummis lassen einen vorbei. Da ich auch nicht so schnell bin fahre ich auch mal in die langsamere Spur. Ist diese dann zu Ende wird man auch immer in die andere zurück einfädeln gelassen. Neuseeländer sind sehr freundliche und rücksichtsvolle Autofahrer. Nicht wie in Berlin, wo keiner dem anderen auch nur 1 mm Straße gönnt und die SUV - Fahrer sowieso auch die größten Ellenbogen haben. Also ich wieder kurz in die langsamere Kriechspur und hinter mir das Auto bleibt in der anderen, ist aber nicht viel schneller als ich und als meine Spur zu Ende ist sind wir gleich auf. Nur eine Vollbremsung erlaubt es mir, mich hinter dem blauen Mietauto mit einer Touristin einzufädeln. Da beginnt das Blöde: ich ärgere mich über das Verhalten der anderen, Emotionen kommen hoch. Ok. Ist auch gleich wieder vorbei, sie fährt zügig weiter. Doch dann geht es bergab und es gibt keine Überholspuren mehr. Die engen Kurven und die steilen Abhänge erlauben das nicht mehr. Und dann schlägt das Schicksal zu: vor uns ein langer Viehlaster, übel riechend. Bergab in der engen Kurve vielleicht 20 km/h langsam. Vor mir das blaue Mietauto, davor der Viehlaster. Und dann passiert es. Ich weiss nicht was mich geritten hat - der Geruch des Lasters oder die wiederkommende Wut auf die Autofahrerin und die Chance auf Revanche? Wahrscheinlich von allem etwas. Jedenfalls sehe ich vor der nächsten engen Kurve eine längere gerade Strecke, vielleicht 300 m. Und ich setze zum Überholen an. Und ich verschätze mich und der LKW wird auch wieder schneller. Was, wenn hinter der Kurve gerade jetzt ein anderes Auto entgegenkommt? Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Nicht nur ich würde zu Schaden kommen sondern von meinem Tun wären auch andere betroffen.

Das megalaute Signalhorn des LKW - Fahrers erlöst mich von meinen Gedanken. Kurz vor der Kurve bin ich wieder auf der richtigen Seite. Glück gehabt oder Vorsehung? Sollte meine Reise durch das Leben noch nicht Heute und Hier zu Ende sein? Mensch Papa! 

Unten am Meer ist die Brandung sehr stark. Dichte Nebelwolken hängen über Kaikoura und der Halbinsel. Delphine oder gar Wale sehe ich dieses mal keine. Viele Robben kann man auch vom Auto aus sehen. In Kaikoura gehe ich ins Chiwi-Cafe. Hier arbeiten Mara und Luka aus der Küche bei Convergence. Die Kürbissuppe schmeckt sehr lecker. Ich halte noch bei meinem Schlafplatz vom letzten Jahr  - ein schwarzer Sandstrand voller perlmutfarbener Paua-Muscheln. Leider ist dieser freie Platz in den Dünen jetzt ganz gesperrt und wird wohl auch nie wieder aufgemacht.

Noch mal ein Stück weiter wieder am Strand stolpere ich fast über eine Robbe. Aber sie tut mir nichts und ich ihr auch nichts. Dann geht es durch die Hügel von Marlborough mit den saftiggrünen Weinbergen und gelben vertrockneten Weiden nach Bornheim, wo mein erster Anhalter in diesem Sommer steht.  Er kommt aus der Grafschaft Surrey im Süden Englands und sieht aus wie Prinz Harry. Wir unterhalten uns gut, er hat auch den gleichen Musikgeschmack wie ich. Ich bringe ihn zu seinem Hostel in Nelson und fahre dann auf den altbekannten freien Platz hinter Nelson. 

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