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Parihaka

Helen und Ben fahren nach dem gemeinsamen Frühstück nach Wanganui, um sich als Straßenmusiker das Geld für die nächsten Tage zu verdienen. Ben hat auch schon in Berlin an der Warschauer Straße gespielt und kennt auch Alice Phoebe Lou.

Ich mache mich auf den Weg nach New Plymouth, wo heute Abend das WOMAD beginnt. Rechts von mir hat mich der Taranaki im Blick, links begleitet mich die Tasmansee. Der Taranaki ist von einem Wolkengürtel umgeben. Nur der Fuß und die Spitze schauen heraus.  Mit meinem nun wie ein Formel Eins Rennwagen klingendem Auto halte ich aber erst einmal in Parihaka. 

Um 1866 gründeten Te Whiti und Tohu, zwei Führer der Maori, Parihaka. Dieses Dorf wuchs zu einer der größten Siedlungen der Maori seinerzeit heran und wurde zum Zentrum des friedlichen Widerstands gegen die rücksichtslose Landnahme und Vertreibung der Maori durch die europäischen Siedler. Bis es am 5. November 1881 von Soldaten zerstört wurde. Te Whiti und Tohu haben den Pazifismus lange vor Gandhi gepredigt. Heute leider völlig vergessen. Auch in Neuseeland weitestgehend unbekannt. Ist ja auch kein Ruhmesblatt der neuseeländischen Geschichte. Als Deutscher und Gast dieses Landes bin ich aber weit davon entfernt, darüber zu richten. Symbol von Parihaka sind die 3 weißen Federn. Ich habe auch 3 weiße Federn in meinem Auto. Parihaka ist mir sehr nah. Ein schönes Symbol auch für ein Moko - ein Tattoo, verbunden mit dem jungen Farnblatt, Symbol für einen Neuanfang  ...

Ich fahre nach New Plymouth und baue mein Zelt auf dem Rasen der Egmont Eco Lodge auf. Etwas Essen und dann laufe ich eine halbe Stunde zum WOMAD-Festivalgelände. Andrew Little, der neuseeländische Justizminister, eröffnet das Festival in Vertretung von Jacinda Adern, der Premierministerin. Er stellt eine Verbindung zu Parihaka her, wo ich vor ein paar Stunden noch war. Gänsehaut! Er betont, wie wichtig es ist, dieses Unrecht nicht zu vergessen und wenn immer möglich, mit heutigen Mitteln, Versöhnung zu schaffen. Als Justizminister ein beachtliches Statement. Das gibt mir Hoffnung auf das Gute in dieser Welt. 

Natürlich kann auch er den Virus nicht ausser acht lassen. Aber (noch) humorvoll: Küssen ist bei diesem WOMAD verboten. Da weiß ich noch nicht, das auch Neuseeland bald drastische Einschränkungen erlassen wird. WOMAD wird das letzte Großereignis auf absehbare Zeit sein.

Und er erinnert an den Terroranschlag von Christchurch, der sich am Sonntag jährt. Auch dem kann man nur den ungebrochenen Lebenswillen und Eintreten für die Freiheit entgegensetzen. 

Und dann beginnt die Musik. Auf verschiedenen Bühnen gibt es Weltmusik unterschiedlichster Art. Ich bleibe 3 Stunden. Das reicht für den Anfang. Die zweite Hälfte des Abends schenke ich mir. Hab eine warme Jacke vergessen und mein Geld. Ich kriege Hunger und Durst. Ausserdem hat Ziggy Marley, einer der vielen Söhne von Bob Marley, seinen Auftritt abgesagt. Also laufe ich zurück und lege mich schlafen. Die Musik aus der Ferne ist mein Schlaflied.

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